Ideen brauchen Mut und Raum
Vermutlich hattest du auch schon einmal eine Idee, die dich im ersten Moment beflügelt hat. Sie hat sich aufregend angefühlt, fast so, als wäre plötzlich alles möglich. Doch dann kamen die Zweifel. Was, wenn es nicht klappt? Was, wenn andere darüber lachen oder sie als völlig unrealistisch abtun? Die Angst, zu scheitern oder verurteilt zu werden, macht es oft schwer, an dieser Idee festzuhalten – und so bleibt sie nur ein Gedanke, den du wieder und wieder beiseiteschiebst.
Dieses Gefühl kennen wir wohl alle. Genau darum geht es in dem Buch Was macht man mit einer Idee? von Kobi Yamada (Autor) und Mae Besom (Illustratorin), das 2017 beim Adrian & Wimmelbuchverlag erschienen ist. Das Buch erzählt eine tiefgründige Geschichte über Selbstvertrauen und das Heranwachsen – eine Geschichte, die nicht nur Kinder ermutigt, an ihre Ideen zu glauben, sondern auch uns Erwachsene daran erinnert, wie viel Potenzial in unseren eigenen Gedanken steckt. Alles, was wir brauchen, ist der Mut, ihnen Raum zu geben.
Das goldene Ei
In Was macht man mit einer Idee? wird auf eindrucksvolle Weise die Reise eines Kindes beschrieben, das plötzlich eine Idee hat – symbolisiert durch ein goldenes Ei. Anfangs ist das Kind eher gleichgültig gegenüber der Idee, doch sie lässt es nicht los, folgt ihm auf Schritt und Tritt. Langsam beginnt das Kind, die Idee mehr und mehr zu schätzen, bis der Moment kommt, in dem die Außenwelt die Idee kritisiert und das Kind fast daran zerbricht.
Doch schließlich entscheidet das Kind, dass die Idee zu wertvoll ist, um sie aufzugeben. Diese Wandlung zeigt auf wundervolle Weise, wie wichtig es ist, an sich selbst und seine eigenen Vorstellungen zu glauben – selbst wenn andere sie nicht verstehen oder negativ bewerten.
Die Botschaft dieses Buches richtet sich an Kinder und Erwachsene gleichermaßen: Ideen brauchen Zeit, Geduld und Mut, um zu wachsen. Es wird deutlich, dass der Glaube an sich selbst und die eigenen Ideen uns die Kraft gibt, gegen Zweifel und Unsicherheiten anzukämpfen. Gleichzeitig lehrt die Geschichte, offen für andere Meinungen zu sein und sich von ihnen inspirieren zu lassen.
Die Illustrationen von Mae Besom sind fesselnd und unterstützen die Entwicklung der Handlung. Anfangs zeigt die Welt um das Kind nur wenige Farben, sie wirkt grau und karg. Doch mit dem Wachsen der Idee erblühen die Seiten in bunten Farben, was symbolisch für die Kraft von Fantasie und Kreativität steht. Die goldene Idee sticht aus den detailreichen Schwarz-Weiß-Zeichnungen heraus und trägt die Hoffnung und den Optimismus, der mit jeder neuen Idee entsteht.
Ein besonders schönes Detail ist, dass die Idee als Ei mit einer Krone dargestellt wird. Am Ende der Geschichte, wenn das Kind seine Idee annimmt und verteidigt, tauchen viele weitere Ideen auf, ebenfalls mit Kronen geschmückt. Diese Symbolik zeigt, dass jeder von uns, ob Kind oder Erwachsener, das Potenzial hat, mit seinen Ideen die Welt zu verändern.
Obwohl das Buch sich in erster Linie an Kinder richtet, spricht es auch Erwachsene an. Es erinnert uns daran, wie oft wir unsere eigenen Träume und Ideen aus Angst oder Zweifel aufgeben. Für kreative Menschen oder solche, die im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung arbeiten, bietet dieses Buch wertvolle Impulse. Es eignet sich daher nicht nur für Kinder, sondern auch für Workshops, Seminare oder als inspirierender Begleiter in Freundeskreisen.
Fazit
Was macht man mit einer Idee? ist ein Buch, das Mut macht – Mut, sich gegen äußere Widerstände durchzusetzen, Mut, zu seinen Ideen zu stehen, und Mut, auch ungewöhnliche oder unsichere Wege zu gehen. Besonders für Kinder, die oft durch die Meinungen und Erwartungen anderer gehemmt werden, ist es eine wertvolle Lektion. Es zeigt ihnen, dass es okay ist, anders zu denken, und dass jede Idee eine Chance verdient.
Die abstrakten Illustrationen und der eher symbolhafte Text machen das Buch zu einer Geschichte, die vielleicht nicht sofort als klassische Gute-Nacht-Geschichte gewählt wird. Es eignet sich aber hervorragend für tiefere Gespräche mit Kindern, wenn sie bereits ein gewisses Verständnis für abstrakte Konzepte entwickelt haben. Kinder ab ca. 5 Jahren können die Botschaft wahrscheinlich besser erfassen, wobei ich das Buch auch mit meinen 3- und 4-jährigen Kinder rauf und runter lese und mit ihnen bespreche, weil sie von der Thematik fasziniert sind und viele offene Fragen stellen.
Insgesamt ist dieses Buch eine wunderbare Einladung, mutig und kreativ zu sein – für Groß und Klein.
Buchinformationen
Titel:Was macht man mit einer Idee?
Text: Kobi Yamada
Illustration: Mae Besom
Verlag: adrian & wimmelbuchverlag, 2017
Genre: Philosophisches Kinderbuch, Ermutigung und Selbstvertrauen
Altersempfehlung: ab 4-6 Jahren (und weit darüber hinaus)
Seitenanzahl: Hardcover, 40 Seiten