»Buy less. Choose well. Make it last. Quality, not quantity. Everybody’s buying far too many clothes.«
»Kauft weniger. Wählt bedacht aus. Sorgt dafür, dass sie lange Zeit halten. Qualität, nicht Quantität. Alle kaufen viel zu viel Kleidung.«
-Vivienne Westwood –
»Mein Schrank ist voll und ich habe nichts zum Anziehen.«
Hand aufs Herz, wer stand schon mit diesem Gedanken vor dem Kleiderschrank?
Wir verbringen morgens Minuten damit zu überlegen, was wir anziehen könnten und kommen nicht selten zu dem Schluss, dass wir in unserem überquillten Kleiderschrank einfach nichts passendes zum Anziehen haben.
Dabei tragen wir mindestens 80 Prozent der Zeit einen Anteil von etwa 20 Prozent unserer Kleidung. Der Rest besteht aus Fehlkäufen, Teilen, die nicht mehr passen, geflickt werden müssten oder uns einfach nicht mehr gefallen, weil sie aus der Mode gekommen sind sowie den unscheinbaren Teilen, die in der Menge einfach untergehen.
Eine Capsule Wardrobe besteht hingegen aus einer reduzierten Anzahl an Lieblingsteilen, die du gut miteinander kombinieren kannst.
Mit dieser überschaubaren Auswahl kannst du innerhalb kürzester Zeit verschiedene Looks variieren und täglich Zeit und Stress sparen – sowie Geld da du ungeplante Impulskäufe meidest und weniger Kleidungsteile in deiner Garderobe benötigst.
Du weißt, was du hast und kaufst überlegt neue Anschaffungen.
Am Ende des Beitrags verlinke ich dir ein Video, in dem ich dir meine Capsule Wardrobe (Stand Mai 2024) zeigen werde, die momentan aus 35 Teilen für den Sommer und Winter besteht – Unterwäsche, Sport-, Schwimm-, Schlaf- und Renovierungskleidung ausgeschlossen. Hinzu kommen inklusive meiner Hausschuhe 10 Paar Schuhe, was zugegebenermaßen gerade recht viel klingt, und zwei Taschen.
Ich würde nicht sagen, dass ich die perfekte Capsule Wardrobe habe, aber das ist auch nicht mein Ziel dahinter. Wie alles im Leben, ist auch der Stand des eigenen Kleiderschranks ein stets unfertiger und unperfekter Prozess, weil Teile kaputt gehen und neue Teile hinzukommen.
Ich möchte mir auch nicht verbieten ein neues Teil, das mir gut gefällt zu kaufen, sondern auf einen bewussten Konsum neuer Anschaffungen achten. Eine Capsule Wardrobe unterstützt dabei mein Vorhaben.
Was genau eine Capsule Wardrobe ist und was meine bisherigen Erkennisse aussehen, die ich während der Erstellung meiner eigenen Capsule Wardrobe sammeln konnte, erfährst du im folgenden Abschnitt.
Was ist eine Capsule Wardrobe?
Der Begriff Capsule Wardrobe kommt aus dem Englischen und steht für Kapsel und Kleiderschrank.
Er wurde in den 70er Jahren von der Londoner Boutique-Besitzerin Susie Faux ins Leben gerufen, welche die Idee einer minimalistischen Basis-Garderobe mit wenigen, dafür zeitlosen Kleidungsstücken hatte, die mit saisonalen Trendartikeln nach Bedarf aufgefüllt werden kann.
Donna Karans machte im Jahr 1989 das Konzept einer Capsule Wardrobe mit ihrer Kollektion “Seven-Easy-Pieces”, die wie der Name es schon verrät nur aus sieben Kleidungsstücken besteht, bekannt.
Das Ziel hinter ihrer Kollektion war, dass jede Frau und jeder Mann über eine optimale Grundausstattung an essenziellen Kleidungsstücken verfügt, die beliebig miteinander kombinierbar sind und somit verschiedene Looks kreiieren.
Laut Recherche besteht eine Capsule Wardrobe aus 30-40 Teilen pro Jahreszeit.
Ausgenommen sind Schlaf-, Sport- und Badekleidung oder Unterwäsche.
Letztendlich ist die Zahl aber bloß eine Zahl.
Ich denke, es geht darum, sich auf die Teile zu konzentrieren, die du gerne und regelmäßig trägst – und welche das sind, kann von Person zu Person individuell sein.
Ein überschaubarer auf dich abgestimmter Kleiderschrank spart dir Zeit, schont deinen Geldbeutel und deine Nerven.
Wie beginne ich meine Capsule Wardrobe?
Grundsätzlich würde ich mit einer Bestandsaufnahme beginnen und schauen, welche Kleidungsstücke ich derzeit überhaupt besitze.
Dafür hole ich die gesamte Kleidung aus meinem Schrank.
Das bringt den Vorteil, dass kein Kleidungsstück in den hintersten Ecken meines Schranks untergeht, sondern jedes Teil voll und ganz auf mich wirken kann, da ich es herausnehme, anfasse, seinen Stoff fühle und es ganz anders betrachten kann, als wenn ich es unberührt im Schrank liegen lasse. Für den Moment bekommt das Kleidungsstück meine volle Aufmerksamkeit und ich kann mir während des Prozesses folgende Fragen stellen:
Welche Teile trage ich oft und gerne?
Wie fühlen sich die Stoffe an und worin fühle ich mich wohl?
Warum sind manche Teile in den letzten Monaten ungetragen?
Wir können für die Bestandsaufnahme verschiedene Stapel bilden.
- Einen für Kleidungsstücke, die wir gerne tragen und behalten,
- einen für Teile, die wir gerne getragen haben, aber gerade wenig tragen, weil sie geflickt werden müssen – das sollten wir dann aber auch zeitnah angehen und nicht aufschieben, weil sie sonst ungetragene Teile in unserem Kleiderschrank bleiben,
- einen Stapel für Kleidung, die wir verkaufen oder spenden möchten und
- einen weiteren für Teile, die so unbrauchbar sind, dass wir sie recyceln.
Wenn wir uns bei manchen Kleidungsstücken nicht sicher sind, können wir sie übergangsweise in einer Vielleicht-Box aufbewahren und für eine Zeit aus unserem Sichtfeld räumen.
Etwas später können wir die Teile nochmal ansehen und überlegen, ob sie uns gefehlt haben oder gehen dürfen. Die Kleidung, die wir behalten räumen wir wieder geordnet in unseren Schrank ein.
Okay, wow. Mit so wenig Kleidungsteilen wird es schnell langweilig.
Um das Meiste aus ihnen herauszuholen, kannst du dir eine Menge Inspiration aus dem Internet holen, wie du diese Teile miteinander kombinieren kannst.
Zum Beispiel ist es hilfreich, dir dazu ein übersichtliches Pinterest-Board zu erstellen.
Dort kannst du auch gezielt nach deinem Stil suchen, indem du schaust, welche Richtung dir gefällt und du mit deinen bereits vorhandenen Kleidungsstücken kreiieren kannst.
Dadurch kannst du dir, falls nötig, auch bewusst überlegen, welche zeitlosen Teile oder Keypieces, deine Capsule Wardrobe ergänzen könnten. Aber lass dir Zeit dabei, um übereilte Impulskäufe zu vermeiden!
Wenn du magst, kannst du dir auch im Internet die passende Farbpalette zu deinem Farbtyp suchen.
Ich für meinen Teil würde mich dadurch aber nicht einschränken wollen, sondern das anziehen, worin ich mich wohlfühle – interessanterweise fühle ich mich bei Kleidung intuitiv zu manchen Farben mehr hingezogen, als zu anderen, die ich außerhalb meiner Garderobe eigentlich trotzdem mag.
Die Erkenntnisse aus meiner eigenen Capsule Wardrobe
Wenn du bei Social Media von Minimalismus und der Capsule Wardrobe hörst, dann macht es oft den Anschein als würde erstmal alles aussortiert und mit teuren Fair Fashion Teilen ersetzt werden, was viele Menschen gerade anfangs überfordern kann und auf Ablehnung stößt, weil es schlichtweg unrealistisch ist.
Außerdem kann die begrenzte Anzahl an Kleidungsstücken einige abschrecken – gerade, wenn sie einen Hang zu Mode haben und viel Abwechslung mögen, weil sich eine Capsule Wardrobe zunächst eintönig und einschränkend anhört.
Andererseits kann der bloße Gedanke an diese reduzierte Garderobe, die auch noch aus möglichst miteinander kombinierbaren Kleidungsstücken bestehen soll, Menschen überfordern, die sich weniger mit Mode auseinandersetzen und vielleicht kein gutes Auge dafür haben, wie sie die Kleidungsstücke tragen können.
Hier ist es tatsächlich hilfreich sich bei Pinterest ein Inspirations-Board anzulegen, dass dir einfach nochmal visuell auf die Sprünge hilft, wie du das Meiste aus deinen Teilen herausholen kannst und um festzustellen, welche Stil-Richtung dir gefällt – eine Capsule Wardrobe kann von einer ganz simplen und praktische Garderobe, über einen punkigen Stil bishin zur chicen French Capsule Wardrobe gehen – sie muss also nicht langweilig und eintönig sein.
Oder (!) meine persönliche liebste Erkenntnis besteht darin einfach den Druck rauszunehmen!
Ich zum Beispiel habe eine eher langweilige Garderobe mit vielen Basics, die ich dann aber durch in meinen Augen durch besondere Teile, wie beispielsweise meinen Kordjacken, aufwerte. Liege ich damit gerade in irgendeinem Trend? Vermutlich nicht – spielt letztendlich für mich auch keine Rolle.
Ich mag es unkompliziert und lege Wert auf Teile, die für mich besonders und dabei alltagstauglich sind – und in denen ich mich ausdrücken kann, denn Mode soll ja auch irgendwie Spaß machen.
Nicht zu streng mit sich selbst sein
Eine weitere wichtige Erkenntnis ist es dem Ganzen Zeit zu geben.
Für mich ist es inzwischen auch wichtig auf Slow oder Fair Fashion zu achten und die Kleidung möglichst in einen Kreislauf zu geben solange sie tragbar ist. Aber das war nicht immer so.
Nach dem Aussortieren habe ich über zwei Jahre nach und nach ein paar gezielte Kleidungsstücke von Fair-Fashion-Labels gekauft. Die Teile sind zwar teurer, dafür habe ich aber auch wesentlich weniger und überlegt eingekauft.
Andere Teile habe ich ganz einfach und vor allem günstig Second Hand gefunden.
Aber hey, lass uns ehrlich sein! Ich kaufe auch noch Fast-Fashion-Teile.
Meine persönliche Voraussetzung ist jedoch, dass ich nichts übereilt kaufe, sondern zumindest so etwa zwei Wochen darüber schlafe, ob mir das Teil wirklich im Kopf bleibt.
Ich habe nun seit vier Jahren ein olivgrünes Kordhemd eines Fast-Fashion-Labels und ich liebe es immer noch abgöttisch! In dem Fall hat sich der Kauf für mich absolut gelohnt, weil es eben kein übereilter Kauf von einem Kleidungsstück war, woran ich schnell mein Interesse verliere.
Kleidung dem eigenen Lebensstil anpassen
Ein lieber Gruß geht an der Stelle raus an Social Media. Oft kaufen wir dort gezeigte Kleidungsstücke nach, die zu einem Ideal passen, dem wir nacheifern.
Doch sehen wir exakt diese Teile dann an uns, fühlt es sich irgendwie nicht echt an.
Wir fühlen uns darin nicht wohl, fühlen uns verkleidet oder bewahren die Teile für den richtigen Moment auf.
Manchmal sammeln wir auch Unmengen an gleichen Kleidungsteilen an, die wir in dieser Menge im Alltag aber gar nicht tragen können, weil sie einfach unpraktisch oder nicht alltagstauglich sind.
Ich habe damals 3 paar hohe Schuhe in meinem Regal gehabt, weil ich sie super schön fand und auf meinen Fashion-Moment gewartet habe, wann ich bereit bin, wie Carrie Bradshaw in Highheels den Taxis… naja oder in meinem Fall verpassten Öffis, hinterher zu laufen.
Letztendlich habe ich auf Hochzeiten immer nur das Gleiche der drei Paare getragen und immer auf den Moment gewartet, wann ich endlich zu flachen Schuhen wechseln kann.
Ich bin einfach kein Highheels-Mädchen, auch wenn ich sie chic finde – und habe inzwischen nur noch ein paar Sandaletten mit einem kleinem Absatz, die ich bei Feierlichkeiten gerne trage und farblich gut kombinieren kann.
Fazit
Weniger nach außen schauen und mehr auf das, was dir selbst gefällt und worin du dich wohl fühlst.
Ich habe bisher nichts davon vermisst, was ich aussortiert habe, was mir schon ziemlich zu denken gibt, wie viele belanglose Kleidungsstücke ich mir unter anderem durch Impulskäufe nach Hause geholt und angesammelt habe. Ganz zu schweigen, welche Ressourcen und welcher Aufwand dahintersteckte diese Kleidungsstücke herzustellen, die bei mir letztendlich kaum Verwendung gefunden haben.
Auch wenn die Teile in der Anschaffung für mich eventuell günstig und der Preis verkraftbar war, ist der tatsächliche Preis dahinter zu hoch, um ungenutzt im Schrank zu versauern.
Daraus nehme ich für mich mit in Zukunft kopflose Impulskäufe zu vermeiden und mehr verantwortungsvollere Kaufentscheidungen zu treffen!
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