Ist der Minimalismus-Trend des Ausmistens überhaupt nachhaltig?

Wer kennt es nicht? Wir bewahren die Lieblingshose von vor ein paar Jahren noch auf, nur für den Fall der Fälle, dass wir in der Zukunft wieder hinein passen? Wir bewahren das geschenkte Geschirr unserer Großeltern auf, nur für den Fall der Fälle, dass wir mal eine Party schmeißen und mehr als unser  übliches Geschirr bräuchten. Wir behalten unser altes Handy, nur für den Fall der Fälle, dass unser aktuelles den Geist aufgibt. Diese herumliegenden Dinge wegzugeben, obwohl sie nicht genutzt oder vielleicht sogar gar nicht gemocht werden, wir aber mal Geld dafür ausgegeben haben, wäre Verschwendung und nicht nachhaltig… oder?

Aber treten denn die eventuellen Fälle überhaupt auf? Oder könnten wir uns im Falle einer Party zusätzliches Geschirr bei der Familie und Freunden leihen? Greifen wir auf unser altes Handy zurück, wenn unser aktuelles den Geist aufgibt oder kaufen wir ein Neues?

Oft lohnt es sich genauer hinzuschauen, ob diese eventuellen Fälle denn wirklich eintreten würden und wir die Teile dann denn wirklich bräuchten. Doch entscheiden wir uns dazu, die Teile auszusortieren, ist das nur die erste Hürde. Danach müssen wir die Dinge auch noch loswerden – und möglichst nachhaltig, sodass sie nicht einfach in den Müll geworfen und durch ökochic ersetzt werden, sondern ein zweites Leben bekommen.

In den folgenden Abschnitten nenne ich dir einige Möglichkeiten und konkrete Anlaufstellen, deine Teile möglichst nachhaltig und mit einem guten Gewissen loszulassen.

 

Wohin mit dem ausgemisteten Kram

Verschenken, Freunde und Bekannte fragen, im Umfeld fragen, Online verschenken

Am schnellsten und einfachsten wirst du Dinge los, indem du sie verschenkst. Du kannst dazu Freunde und Bekannte in deinem Umfeld fragen, ohne dich ihnen aufzudrängen. Durch Floskeln, wie “das käme sonst eh in den Müll”, fühlen sich viele dazu gedrängt etwas anzunehmen, das sie eigentlich gar nicht bräuchten. Um den persönlichen Druck zu umgehen, kannst du auch online deine ungenutzten Dinge z.B. über
 kleinanzeigen.de
 nebenan.de
 freecyle.org
oder Soziale Netzwerke Dinge verschenken.

Die einzelnen Anbieter findest du am Ende des Beitrags gesammelt aufgelistet.

 

Vor die Tür stellen (nicht erlaubt und auf dem Dorf etwas schwieriger)

Gerade in Großstädten sieht man vor Haustüren öfter mal eine Kiste mit Dingen, auf der “Zu Verschenken” steht. Streng genommen ist das nicht erlaubt und man kann dafür sogar ein Bußgeld bekommen. Theoretisch müsste ein Antrag auf Sondernutzung des öffentlichen Bürgersteigs beim Ordnungsamt gestellt werden, um das Bußgeld zu umgehen. In der Stadt sind die Dinge jedoch häufig schnell weg, auf dem Dorf wird das erfahrungsgemäß etwas schwieriger.

 

Tauschschränke oder Bücherschränke in der Stadt

In den meisten Städten gibt es einen oder sogar mehrere öffentliche Tauschschränke für Bücher, wo du kostenlos Bücher reinstellen, aber auch mitnehmen kannst. In einigen sozialen Einrichtungen, wie z.B. bei uns in der Kita, gibt es auch Tauschschränke für kleinere Gegenstände, Spielsachen und Bücher. Eine bekannte Möglichkeit, um Lebensmittel vor dem Mülleimer zu bewahren ist Foodsharing. Über die Initative kannst du Lebensmittel, die du nicht mehr aufbrauchst, aber noch verwendbar sind, abgeben und bei Bedarf überschüssige Lebensmittel anderer mitnehmen. Wo der nächste Foodsharing-Spot bei dir in der Nähe ist, kannst du auf der Website von Foodsharing nachgucken.

Eine weitere App, um Lebensmittelverschwendung vorzubeugen ist “To Good To Go”. Dort wirst du zwar keine Dinge los, aber du findest kooperierende Betriebe, wie Bäckereien, Restaurants, Supermärkte aber auch Hotels in deiner Nähe, die kurz vor Ladenschluss sehr vergünstigte Lebensmittel anbieten, damit sie nicht weggeworfen werden – dafür musst du in keiner Großstadt wohnen, das klappt auch in kleinen Städten! Das war zwar kurz off-topic, weil du hier keine aussortierten Dinge loswirst, aber trotzdem vielleicht für den einen oder anderen ein interessanter Tipp.

 

Spenden

Eine weitere Möglichkeit deinen aussortieren Dingen ein zweites Leben zu schenken ist es zu spenden. Dafür gibt es zahlreiche Anlaufstellen, wie z.B. soziale Einrichtungen in deinem Umfeld. Dazu gehören u.a. Kitas, Kinder- oder Seniorenheime, Frauenhäuser, Flüchtlingsunterkünfte, Tierheime oder Sozialkaufhäuser. Je nachdem kann es sein, dass nicht alle Dinge angenommen werden können, weil die Lager voll sind, aus manchen Rubriken schon mehr Teile vorhanden sind, als gebraucht werden oder manche Sachspenden nur nach Saison angenommen werden, um sie eben auch weitergeben und nutzen zu können. Auf der Seite wohindamit.org kannst du nachschauen, wohin du deine Teile spenden kannst. Vor allem bei Kleidung lohnt es sich darauf zu achten, dass sie nachhaltig gespendet wird, weil das nicht automatisch bei jedem Kleidercontainer der Fall ist. Oft werden die Teile daraus günstig nach Asien oder Afrika verkauft oder geschrottet. Recherchen von Greenpeace ergaben, dass zwischen 30 und 40 Prozent der Teile, die nach Kenia und Tansania gingen, dort auf Müllhalden oder schlimmer noch in der Umwelt landeten oder verbrannt wurden, weil sie verschmutzt und kaputt dort ankamen oder gar nicht für das dortige Klima geeignet waren.¹ Einige nachhaltige Kleiderkammern und soziale Einrichtungen verteilen hingegen die Spenden sinnvoll und zielgerichtet an bedürftige Menschen. Der Dachverband FairWertung e.V. ist z.B. ein bundesweiter Zusammenschluss gemeinnütziger Organisationen, die gebrauchte Textilien sammeln und sich für den verantwortungvollen Umgang mit gespendeten Textilien einsetzen. Auf der Website kannst du nach geeigneten Altkleider-Containern in deiner Nähe suchen. Darüber hinaus kannst du auch bei der deutschen Kleiderstiftung deine Kleiderspende, sogar online mit einem kostenlosen Versandetikett, abgeben. Die Deutsche Kleiderstiftung ist eine gemeinnützige Organisation, die mit den Kleiderspenden und Erlösen daraus Kleiderkammern und soziale Projekte im In- und Ausland unterstützt. Bücher kannst du über die Seiten buchspende.org und bücherbörse.org spenden oder in den nächsten Oxfam-Laden in deiner Nähe bringen. Dort werden Bücher, die sich noch verkaufen lassen von Ehrenamtlichen verkauft. Der Erlös fließt in entwicklungspolitische Projekte, wie bspw. den Schulunterricht für Mädchen oder die Förderung von nachhaltiger Landwirtschaft in Entwicklungsländer.

Verkaufen

Möchtest du noch etwas Profit aus deinen aussortierten Dingen schlagen, kannst du die Teile auch verkaufen. Das ist jedoch mit wesentlich mehr Aufwand, Mühe und Geduld verbunden und birgt die Gefahr, dass du die Teile, wenn sie zu lange nicht weggehen, dann doch behältst. Hast du viele Kleinteile kann es sich für dich lohnen auf einen Flohmarkt zu gehen und sie dort für kleines Geld loszuwerden, wozu sich der Versand beim Onlineverkauf oft nicht lohnt. Die wohl bekannteste Online-Plattform, um Gebrauchtes zu verkaufen, ist Kleinanzeigen. Dort kannst du eigentlich alles Mögliche zum Verkaufen oder auch Verschenken reinstellen, was dann entweder direkt bei dir abgeholt werden kann oder du versenden kannst. Ich habe inzwischen von anderen häufiger gehört, dass sie die Erfahrung gemacht haben, dass die Kaufzusagen unzuverlässig waren und die Käufer nicht erschienen sind, was natürlich ärgerlich ist, wenn man dafür extra zu Hause auf sie wartet. Ich persönlich habe bisher die meisten Teile über Kleinanzeigen verschickt, statt vor Ort verkauft und damit nur positive Erfahrungen gemacht. Ich habe darüber sogar mein Brautkleid verkauft bekommen. Zwar gibt es auch einige Secondhand Brautläden, jedoch nehmen die meistens nur Kleider an, die höchstens zwei Jahre alt sind und möchten entsprechend eine Provision haben.

Weitere Seiten für den Verkauf von Kleidung sind z.B. Vinted und Mädchenflohmarkt. Inzwischen bieten auch immer mehr Onlineshops an, dass du deine gebrauchte Kleidung für kleines Geld einsenden kannst und diese dort dann secondhand angeboten wird. Es ist also alles in allem die Frage, wie viel Zeit- und Arbeitsaufwand du investieren möchtest bzw. wie viel Geld du gerne noch für die Teile hättest.

Bücher und Filme kannst du gut und unkompliziert über die Apps von Rebuy oder Momox verkaufen. Dort kannst du jeweils die einzelnen Bücher und Filme einscannen, siehst sofort den angebotenen Preis und kannst sie mit einem kostenlosen Versandetikett als ein Paket gebündelt einsenden. Ein Tipp: Scanne alle Produkte in beiden Apps ein und vergleiche die Preise. Manchmal kommt ein Preisunterschied von mehreren Euro zustande, der sich auf jeden Fall lohnt. Bei Rebuy kannst du auch noch funktionstüchtige Elektronikgeräte verkaufen.

Zum Verkaufen oder Online-Verschenken jeglicher Dinge, kannst du auch immer Gruppen oder die Storyfunktion von verschiedenen sozialen Netzwerken nutzen.

Einen letzten Tipp habe ich noch zum Verkaufen: Der persönliche Wert von Dingen wird von uns oft höher eingeschätzt als er tatsächlich ist oder andere bereit sind dafür auszugeben. Es ist also hilfreich sich bei der Preisvorstellung die Frage zu stellen, wie viel wäre ich dazu bereit für das Teil bei einem anderen privaten Verkäufer zu bezahlen? Auch, wenn nachher weniger dabei rumkommt, als erhofft, vielleicht fällt es dir leichter die Dinge loszulassen, wenn du dir vor Augen zu führst, dass es vor allem darum geht, dass sie weiter genutzt werden und nicht im Müll landen.

 

Müll richtig entsorgen und recyclen

Manchmal sind Teile aber auch einfach kaputt oder unbrauchbar und landen im Müll. Achte dann darauf, dass ihre Materialien entsprechend recycelt werden können. Die Entsorgung von Elektroschrott und Sondermüll wird in vielen Kommunen und Städten unterschiedlich gehandhabt, daher kann ich hierzu keine allgemeine Aussage machen. Du findest aber schnell deine passende Anlaufstelle zur Entsorgung im Internet. Alte Kleinelektrogeräte müssen von Händlern, die über mehr 400 Quadratmetern Verkaufs-, Lager- oder Versandfläche verfügen, per Gesetz kostenlos angenommen und fachgerecht entsorgt werden.

Denk bei Elektroschrott daran vorher die Batterien rausnehmen, denn die werden separat entsorgt, z.B. in Sammelbehältern in Supermärkten, Drogerieläden oder Baumärkten. Sondermüll wird teils auch von Baumärkten angenommen. Funktionstüchtige elektronische Geräte können noch gut über Rebuy verkauft werden.

 

Upcyclen

Falls du Dinge reparieren oder upcyclen möchtest, dir aber selber die Kenntnisse oder Werkzeuge dazu fehlen, recherchiere in deiner Umgebung nach Reparaturcafés. Auch sowas findest du schon in kleineren Städten.

Das Loswerden vieler überflüssiger Sachen, vor allem der Sachen, die kein zweites Leben bekommen, verursacht oftmals Schuldgefühle. Doch die Dinge werden nicht wertvoller, wenn sie kaputt oder ungenutzt bei dir Zuhause einstauben. Nutze stattdessen die Schuldgefühle als Chance für eine bewusste Konsumhaltung und zukünftig bedachte Kaufentscheidungen.

 

Übersicht der Anlaufstellen

Spenden und online verschenken

 https://www.wohindamit.org
Nachbarschaftsportale, wie: https://www.nebenan.de
Facebook-Gruppen der Umgebung
https://www.freecycle.org
https://www.fairwertung.de
https://www.kleiderstiftung.de
https://www.buchspende.org
https://www.bücherbörse.org
Oxfam-Laden
Öffentliche Büchertauschregale

Dekra Toyscompany – Die Toys Company sammelt gebrauchte Spielsachen – davon profitieren bezugsberechtige Familien sowie soziale Einrichtungen

Sozialkaufhaus – wenn du nicht weißt, wo bei dir das nächste Sozialkaufhaus ist, kannst du es leicht über Google finden.

Soziale Einrichtungen in der Nähe wie z.B. Kitas, Kinder- oder Seniorenheime, Frauenhäuser oder Flüchtlingsunterkünfte.

Kleiderkammern in deiner Nähe

Kleiderkammern und eine Vielzahl von sozialen Einrichtungen versorgen Bedürftige in Deutschland (z.B. Hartz-IV-Empfänger, Obdachlose, Geflüchtete und andere Bedürftige) mit Kleidung.

 diakonia Kleiderkammern: https://www.diakonia.de/diakonia/ich-moechte-spenden/sach-und-kleiderspenden
Kleiderkammern der Caritas: https://www.caritas.de/suche?searchterm=kleiderkammer
Deutsches Rotes Kreuz: https://www.drk.de/hilfe-in-deutschland/existenzsichernde-hilfe/kleiderkammern/
Kleiderkammern der Heilsarmee: https://www.heilsarmee.de/secondhandl

Soziale Einrichtungen, die sich über Kleiderspenden freuen und diese sinnvoll weitergeben

Arbeiterwohlfahrt
Johanniter
Malteser
Bahnhofsmission
Kirche
Sozialkaufhäuser
Give-Boxes: https://www.facebook.com/Givebox
Deutsche Kleiderstiftung: https://www.kleiderstiftung.de/startseite


Gegen Lebensmittelverschwendung

 https://www.foodsharing.de
https://www.toogoodtogo.de


Verkaufen

https://www.kleinanzeigen.de
https://www.momox.de
https://www.rebuy.de
https://www.vinted.de
https://www.mädchenflohmarkt.de
Secondhand-Brautmode


Reparieren und Upcyclen

Falls du Dinge reparieren oder upcyclen möchtest, dir aber selber die Kenntnisse oder Werkzeuge dazu fehlen, recherchiere in deiner Umgebung nach Reparaturcafés. Auch sowas findest du schon in kleineren Städten.

Quellenangaben

¹Altkleider-Entsorgung: https://www.oekotest.de/kosmetik-wellness/Kleidung-richtig-spenden-Altkleider-Container-oder-Kleiderspende_10875_1.html

Videos zum Ausmisten

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