Der erste große Schritt zur Veränderung
Sobald die Eingewöhnung des eigenen Kindes in der Kindertageseinrichtung oder bei einer Kindertagespflegeperson bevorsteht, setzt sich bei vielen Eltern das Gedankenkarusell in Gang.
»Wie gestaltet sich die Kinderbetreuung überhaupt und was verstehe ich unter der Eingewöhnung?«, »Inwieweit werde ich von den Betreuungspersonen in die Eingewöhnung und Betreuung mit einbezogen oder über den Tag meines Kindes informiert?«, »Wird mein Kind mich dann noch brauchen?«, »Was passiert, wenn sich mein Kind von der Betreuungsperson nicht trösten, füttern oder wickeln lässt?« und »Kann auch die Oma oder der Opa mein Kind eingewöhnen?«.
Die Liste an Fragen und Sorgen zur Eingewöhnung und Kinderbetreuung könnte noch ewig fortgeführt werden – verständlicherweise, denn vermutlich kamen die Wenigsten von uns bisher persönlich mit Kinderbetreuung in Kontakt und wissen, was auf sie und ihr Kind zukommen wird.
Selbst, wenn die Theorie klar ist, wirft der Beginn der Kinderbetreuung das ganze Familienleben durcheinander. Dein Kind nabelt sich das erste Mal ab und sammelt losgelöst von der Familie eigene Erfahrungen. In vielen Fällen endet zudem für uns Eltern eine längere Elternzeit und wir müssen uns wieder in eine neue bzw. alte berufliche Rolle einfinden. Wie lässt sich diese aufregende Übergangszeit vorbereiten und gestalten?
Wie du deinen Wiedereinstieg in den Beruf am besten gestaltest, ist eine individuelle Sache zwischen dir und deinem bzw. deiner Arbeitgeber:in. In diesem Beitrag werde ich dir jedoch informative und nützliche Tipps rund um die Eingewöhnung in die KITA geben.
(Viele Aspekte sind auch auf die Kindertagespflege zu übertragen, jedoch möchte ich mich hier konkret auf die KITA beziehen. So oder so dient dieser Beitrag lediglich zur Information und Orientierung – suche bitte in jedem Fall den persönlichen Kontakt mit den individuellen Betreuungspersonen deines Kindes, um deine Sorgen zu besprechen und einen gemeinsamen Weg zu finden.)
Zu Beginn erkläre ich grob die verschiedenen Eingewöhnungsmodelle, woran die meisten Kindertageseinrichtungen ihr Eingewöhnungskonzept anlehnen, um ein Grundverständnis über den Ablauf zu schaffen. Falls du dich detaillierter für die einzelnen Eingewöhnungsmodelle interessierst, findest du hier einen ausführlichen Beitrag, zu den konkreten Eingewöhnungsmodellen. In den weiteren Schritten erfährst du, wie du dein Kind und auch dich im Vorfeld auf den neuen Lebensabschnitt behutsam vorbereiten kannst und was dich abseits der Theorie erwarten wird.
Als Sozialpädagogin und als Mama von zwei Kindern im Kindergartenalter habe ich Eltern in meinem Umfeld zu ihren Erfahrungen und damaligen oder auch noch bevorstehenden Fragen und Sorgen oder Problemen bei der Eingewöhnung ihres Kindes befragt die Resultate in meinem YouTube Video Häufige Fragen & Sorgen von Eltern zur KITA Eingewöhnung gebündelt beantwortet.
Hast Du noch weitere Fragen, Anmerkungen oder Impulse? Dann freue ich mich sehr, wenn du mir schreibst!
Modelle zur KITA-Eingewöhnung
Was genau ist eigentlich die Eingewöhnung in die KITA? Und warum ist eine gute Eingewöhnung wichtig? Die Eingewöhnung ist die Übergangszeit deines Kindes in die Fremdbetreuung, also der Beginn der Kinderbetreuung in einer Kindertageseinrichtung oder Kindertagespflegestelle.
Für dein Kind (und auch euch Eltern) bedeutet der Beginn der Fremdbetreuung ein großer Umbruch im Leben, der viel Aufregung und zunächst Verunsicherung mit sich bringt.
Studien der Freien Universität Berlin zur Eingewöhnung haben bereits in den 80er Jahren ergeben, dass Kinder, die abrupt ohne Eingewöhnung in eine neue Betreuungssituation gelangen, ein ängstlicheres und unsicheres Verhalten im Betreuungsalltag zeigen, also auch weniger Erkundungs- und Entwicklungsmöglichkeiten ausschöpfen. Gerade bei unter Zweijährigen zeigte sich vermehrt ein unsicheres Bindungsverhalten. Zudem wurden die Kinder häufiger krank (vgl. Laewen, Andres & Hédérvari 2003).
Um einem Kind ein sicheres und vertrauensvolles Betreuungsumfeld zu schaffen, ist der Bindungsaufbau der pädagogischen Fachkraft zu dem Kind essentiell. Für einen möglichst behutsamen Bindungsaufbau, nehmen die pädagogischen Fachkräfte der Betreuungseinrichtung und die primären Bezugspersonen des Kindes, in den meisten Fällen also die Eltern, sich bewusst Zeit für eine gemeinsame Übergangszeit.
Dabei nehmen die Eltern eine zunehmend passive Rolle ein und halten sich ruhig im Hintergrund auf, um dem Kind in der neuen Situation ein sicherer Hafen zu sein. Die pädagogische Fachkraft beschäftigt sich hingegen zugewandt und interessiert mit dem Kind und baut aktiv eine Beziehung zu ihm auf.
Wichtig ist, dass die Eltern dem Kind das Gefühl vermitteln, dass sie der neuen Betreuungsperson vertrauen, um dem Kind die Sicherheit zu übertragen, dass es eine Bindung zu ihr aufbauen darf und in keinen Loyalitätskonflikt gerät.
Folgend werden die am häufigsten vertretenden Eingewöhnungsmodelle vorgestellt.
Berliner Eingewöhnungsmodell
Die meisten Kindertageseinrichtungen lehnen den Vorgang ihrer Eingewöhnung an das Berliner Eingewöhnungsmodell an.
Ziel ist es, dem Kind einen behutsamen Übergang von der Familie in die Fremdbetreuung zu ermöglichen, indem das Kind mit dem sicheren Rückhalt seiner Eltern eine vertrauensvolle Beziehung zur pädagogischen Fachkraft vor Ort aufbaut. Dabei nehmen die Eltern in verschiedenen Phasen eine zunehmend passivere Rolle ein. Zeitgleich baut die pädagogische Fachkraft aktiv und spielerisch eine Beziehung zum Kind auf. Der gelingende Beziehungsaufbau des Kindes zur pädagogischen Fachkraft ist die Voraussetzung dafür, dass das Kind in der KITA ohne seine Eltern frei und sicher seine neue Umwelt erkunden und seine Kompetenzen entfalten kann.
Die Eingewöhnung beginnt mit einer dreitägigen Grundphase, während der das Kind täglich 1-3 Stunden gemeinsam mit seiner familiären Bezugsperson in der Kindertageseinrichtung verbringt. Pflegerische Tätigkeiten werden währenddessen von den Eltern übernommen. Am vierten Tag gibt es den ersten kurzen Trennungsversuch. Die Bezugsperson verabschiedet sich von dem Kind und verlässt den Raum. Orientiert an der Reaktion des Kindes wird nun die Trennungszeit von Tag zu Tag gesteigert. Im Beisein der Eltern werden die pflegerischen Tätigkeiten auf die pädagogische Fachkraft übertragen.
Lassen sich die Kinder nach etwa 10 Tagen von der pädagogischen Fachkraft nach dem Abschied der Bezugsperson trösten, gilt der nächste Tag als Stabilisierungstag, woraufhin die Eingewöhnung abgeschlossen ist. Sind Kinder bei der Trennung noch länger verunsichert, wiederholt sich die Struktur des Vorgangs in der folgenden Woche nochmal. Bei Bedarf wird das individuelle Gespräch zum weiteren Vorgehen gesucht.
Die Dauer der Eingewöhnung ist zwischen zwei und vier Wochen angesetzt, wobei das Verhalten des Kindes je nach Temperament und Vorerfahrung individuell und maßgeblich für den Eingewöhnungsprozess ist.
Quelle:
Braukhane, Katja & Knobeloch, Janina (2011): Das Berliner Eingewöhnungsmodell – Theoretische Grundlagen und praktische Umsetzung. Verfügbar unter https://www.kita-fachtexte.de/fileadmin/Redaktion/Publikationen/KiTaFT_Braukhane_Knobeloch_2011.pdf. Zugriff am 17.06.2023
Münchener Eingewöhnungsmodell
Das Münchener Eingewöhnungsmodell baut auf dem Berliner Eingewöhnungsmodell auf, nimmt jedoch, statt die Beziehung zwischen dem Kind und der pädagogischen Fachkraft, das Kind als kompetenten Menschen in einer herausfordernden Übergangsphase seines Lebens in den Fokus. Heißt, das Kind wird als eigener Akteur seiner Entwicklung gesehen, der dazu in der Lage ist, sich durch entsprechende Anreize seiner Umwelt selber einzugewöhnen. Entsprechend wird die Umgebung und Atmosphäre während der Eingewöhnung unter aktiver Einbeziehung der Kindergruppe anregend gestaltet.
Durch die Ermöglichung der Selbstbestimmung und Unterstützung seiner Umwelt soll das neue Kind während der Eingewöhnung gestärkt werden und diese neu erlangten Kompetenzen auch auf weitere Lebens- und Lernerfahrungen übertragen können. Das Ziel besteht darin, dass durch die aktive und sensible Einbeziehung der Kinder und Eltern bei der Bewältigung ihrer herausfordernden Übergangsphase, die Betreuung in der KITA eine vertraute und gewohnte Situation für das Kind wird.
Der etwa drei- bis vierwöchige Eingewöhnungsprozess wird in drei Phasen unterteilt: 1. Kennenlernen, 2. Sicherheit, 3. Vertrauen, die von einem Vorbereitungs- und Reflexionsgespräch begleitet sind.
In der Kennenlernwoche besucht das Kind gemeinsam mit seiner Bezugsperson die Kindertageseinrichtung, um in Sicherheit den Alltag und die Abläufe in der neuen Umgebung kennenzulernen.
In dieser Zeit beobachtet die pädagogische Fachkraft das Kind und kann darauf aufbauend in der folgenden Woche aktiv – an den individuellen kindlichen Interessen und Stärken orientiert – eine Beziehung zum Kind aufbaut. Im Beisein der Eltern werden die pflegerischen Tätigkeiten behutsam übernommen. Die anderen Kinder der Gruppe spielen eine wichtige Rolle, da sie dem Kind signalisieren, dass es sich hier sicher und wohl fühlen darf und die Kinder voneinander lernen.
Es entsteht Vertrauen und kann erste angekündigte Trennungsversuche geben. Die Dauer der Trennungsphasen wird zunehmend im Tempo des Kindes gesteigert. Lässt es sich von der pädagogischen Fachkraft trösten und widmet sich zeitnah wieder anderen Tätigkeiten, ist die Eingewöhnung abgeschlossen. Zeigt das Kind noch große Schwierigkeiten bei der Trennung wird der Vorgang in Absprache miteinander wiederholt.
Quelle:
Winner, Anna (2015): Das Münchener Eingewöhnungsmodell – Theorie und Praxis der Gestaltung des Übergangs von der Familie in die Kindertagesstätten. Verfügbar unter: https://www.kita-fachtexte.de/fileadmin/Redaktion/Publikationen/KiTaFT_winner_2015.pdf. Zugriff am 17.06.2023
Eingewöhnung in der Peer – Tübinger Eingewöhnungsmodell
Die Eingewöhnung in der Peer wird zunehmend in Kindertageseinrichtungen praktiziert und “…berücksichtigt die Kompetenzen der Kinder, die Bewältigung des Übergangs von der Familie in die Krippe oder auch von der Krippe in die Kita aktiv mitzugestalten. Die Bedeutung der Peers wird in ihrer Relevanz für einen gelingenden Übergang vorrangig gesehen und durch die Begleitung der Pädagoginnen initiiert und unterstützt. Durch die Anwesenheit mehrerer neuer Kinder und von mindestens zwei Eingewöhnungsfachkräften, profitieren die Kinder von geteilten, gemeinsam konstruierten Bildungsprozessen mit ‚Gleichaltrigen‘ und sie können selbst entscheiden, zu wem sie eine Beziehung aufbauen möchten. Der nach wie vor entscheidende individuelle Blick der Fachkräfte auf jedes einzelne Kind gewährleistet die Partizipation und aktive ‚Mitentscheidung‘ bei wichtigen, den weiteren Verlauf der Eingewöhnung betreffenden Schritten” (Fink 2022, S. 2).
Bei der mindestens zweiwöchigen Eingewöhnung in der Peer hat das Kind keine pädagogische Fachkraft als Bezugserzieher:in in einer Art Einzeleingewöhnung vorgegeben, sondern die Wahl zwischen zwei anwesenden Fachkräften (oder auch beiden gleichzeitig), die sich explizit um die Eingewöhnung von etwa drei bis fünf gleichaltrigen Kindern in einem separaten Rückzugsraum kümmern.
Die Gestaltung der Eingewöhnung orientiert sich an den Bedürfnissen der einzelnen Kinder sowie der gesamten Peer. Grundlegend für die gemeinsame Gestaltung der Eingewöhnung ist der Austausch zwischen den pädagogischen Fachkräften, Eltern und Kindern.
In der ersten Woche bleiben die Kinder mit ihrer Bezugsperson täglich ein bis drei Stunden in der KITA. Zunehmend ziehen sich die familiären Bezugspersonen zurück, um den Kindern ein freies Erforschen der neuen Situation in der Peer zu ermöglichen. Die Bezugspersonen bleiben zunächst als sicherer Hafen im Hintergrund und übergeben unter aktiver Einbindung der Kinder die pflegerischen Tätigkeiten an die pädagogischen Fachkräfte.
In der zweiten Woche beginnt der aktive Beziehungsaufbau seitens der Fachkräfte und je nach Befinden des Kindes finden Mitte der Woche die ersten Trennungsversuche statt. Ebenso werden ab der zweiten Woche die umliegenden Räume zunehmend im Tempo des Kindes erkundet. Das Befinden und freie Erkundungsverhalten des Kindes sind maßgeblich für den weiteren individuellen zeitlichen Verlauf der Trennungsphasen. Ab der dritten Woche werden die neuen Kinder in die bestehende Gruppe integriert.
Die Eingewöhnung ist abgeschlossen, sobald sich das Kind bei Trennungen von einer pädagogischen Fachkraft trösten lässt und sich bereit zeigt, an den Alltagsstrukturen der Einrichtung teilzunehmen.
Quelle:
Fink, Heike (2022): Die Eingewöhnung in der Peer – Das Tübinger Modell, Nr. 2/2022. Verfügbar unter: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:kobv:b1533-opus-4860 und https://www.kita-fachtexte.de/de/fachtexte-finden/die-eingewoehnungin-der-peer-das-tuebinger-modell. Zugriff am 17.06.2023
Gemeinsamkeiten aller Eingewöhnungsmodelle
Die Eingewöhnung in die Kindertageseinrichtung wird für Kinder und ihre Eltern immer eine besondere Herausforderung darstellen. Auch, wenn die einzelnen Eingewöhnungsmodelle sich auf verschiedene Schwerpunkte konzentrieren, geht es letztendlich immer darum, deinem Kind bedürfnisorientiert in seinem individuellen Tempo einen behutsamen Übergang von der Familie in die Fremdbetreuung zu gewährleisten.
Für einen gelingenden KITA-Aufenthalt, in dem sich dein Kind frei und sicher verhalten und seine neue Umwelt erkunden kann ist eine vertrauensvolle Basis und Beziehung zu den pädagogischen Fachkräften sowie die Verlässlichkeit seiner Eltern unabdingbar. Andere Kinder, vor allem gleichaltrige, in einem ähnlichen Entwicklungsstand, sowie eine anregende Gestaltung der Umgebung sorgen durch das gemeinsame Wohlfühlen und Anregen der Interessen für eine leichtere Eingewöhnung.
Grob gesagt dauert die Eingewöhnung bei allen Modellen zwischen zwei und vier Wochen und kann sich durch Zwischenfälle, wie eine unerwartete Pausierung durch Krankheit des Kindes, aber auch aufgrund der individuellen Persönlichkeit deines Kindes verzögern. Daher ist es empfehlenswert vor dem Wiedereinstieg in den Beruf, falls möglich, einen zeitlichen Puffer einzuplanen, um keinen zusätzlichen Druck aufzubauen.
In jedem Eingewöhnungsmodell halten sich die Eltern zunächst passiv im Hintergrund auf und sind dem Kind während des Kennenlernens der neuen Gegebenheiten ein sicherer Hafen. Anfangs übernehmen die Eltern als vertraute Bezugspersonen pflegerische Tätigkeiten, wie das Wickeln des Kindes. Nach und nach werden diese im Beisein der Eltern und mit der Einwilligung des Kindes an die pädagogische Fachkraft übergeben. Ebenso steigert sich nach und nach die Dauer der Trennungsphasen.
Maßgeblich für den erfolgreichen Abschluss der Eingewöhnung ist bei allen Modellen, dass sich das Kind zeitnah nach der Trennung von der pädagogischen Fachkraft trösten lässt und wieder anderen Tätigkeiten in der Kita zuwenden kann, also ein sicheres Erkundungs- und Spielverhalten zeigt.
In jedem Fall wird von der KITA ein Erziehungsteam mit den Familien auf Augenhöhe angestrebt. Miteinander, statt gegeneinander! Dazu ist ein regelmäßiger Austausch notwendig. Bei der Eingewöhnung beginnt diese Erziehungskooperation mit dem Vorbereitungsgespräch, dem Austausch über das weitere Vorgehen im Tempo des Kindes und einer anschließenden Reflexion nach dem Abschluss der Eingewöhnung. Generell haben die pädagogischen Fachkräfte ein offenes Ohr für einen transparenten Austausch, was im (oft hektischen) Alltag durch den Personal- und daraus resultierenden Zeitmangel bei den Bring- und Abholzeiten manchmal untergeht. Mein Tipp an der Stelle: den kurzen Austausch mit Fachkräften suchen und aktiv nachfragen, z.B. wie der Tag war. Denn oft geht es im hektischen Alltag ohne böse Absicht einfach nur unter, kommt aber bei den Eltern als Desinteresse an und führt je nachdem sogar zu Frust, Unmut und Verschlossenheit.
So bereitest Du Dich und Dein Kind auf die KITA vor
Jede Eingewöhnungssituation wird individuell verlaufen und ist nicht zu hundert Prozent vorhersehbar. Es gibt jedoch einige Dinge, die du tun kannst, um dich und dein Kind auf den Einstieg in die Fremdbetreuung vorzubereiten.
- Es kann den Einstieg erleichtern, wenn dein Kind vor der Fremdbetreuung in einer Einrichtung bereits die Erfahrung gemacht hat, von anderen Personen, wie z.B. den Großeltern, betreut zu werden und immer wieder verlässlich von Mama oder Papa abgeholt zu werden.(Kasten) Die Verlässlichkeit der Eltern ist ein wesentlicher Bestandteil des Urvertrauens und Voraussetzung dafür, dass sich das Kind sicher von seinen Bezugspersonen lösen kann, da es weiß, dass sie wieder zu ihm zurück kommen werden.
- Sprich mit deinem Kind über die bevorstehende Betreuung in der Kindertageseinrichtung und gib ihm eine ungefähre Vorstellung von dem, was kommen wird – das geht auch schon mit Kindern unter 2 Jahren. Es gibt wunderbare Bücher zum Thema Kindergarten aber auch z.b. für ängstlichere Kinder Bücher, die Mut machen. Schau darauf, was deinem Kind nach seinen Interesse, Charaktereigenschaften und Bedürfnissen in der neuen Situation bestärken könnte.Du musst dir auch keine Bücher dazu kaufen. Gerade, wenn dich die Auswahl an Büchern verunsichert, bietet es sich umso mehr an in die Bücherei zu gehen und durch die Auswahl an Büchern zu stöbern, was dich – oder auch gemeinsam mit deinem Kind euch beide – anspricht und zu euch passt. Positiver Nebeneffekt: es schont deinen Geldbeutel und die Umwelt.Meine Tochter ist ein ruhigeres Kind und schien anfangs von der lauten Umgebung mit den vielen fremden, tobenden Kindern sehr überreizt. Wir haben vor und während der Eingewöhnungszeit sehr gerne »Geliebtes Herzenskind« oder »Trau dich Koala Bär« gelesen und auf ihre Situation übertragen besprochen.In »Geliebtes Herzenskind« geht es zum Einen um positive Glaubenssätze, die das Selbstbewusstsein und die innere Haltung stärken und zum Anderen lässt sich die Erste der fünf Geschichten gut auf die Situation als neues Kind in einer Kindergartengruppe übertragen: Paul, ein Pandajunge, der neu zugezogen ist, ist auf einem Kindergeburtstag eingeladen, auf dem er noch niemanden kennt. Er hat ein komisches Gefühl im Bauch und möchte die Situation am liebsten umgehen. Er hat Angst und ist aufgeregt. Nach einem Gespräch mit seiner Mutter über seine Gefühle geht er letztendlich doch zu dem Geburtstag und hat eine tolle Zeit mit den anderen Kindern, die sogar seine Freunde werden. Bei »Trau dich Koala Bär« ist Kimi, der Koala, so ängstlich, dass er nur auf seinem geschützten Ast bleiben möchte und jegliche neue Situationen, mögen sie noch so spaßig und einladend wirken, aus Angst ablehnt. Erst als er einen Schubs von Außen bekommt und sein gewohntes Umfeld verlassen muss, bemerkt er, dass es sich lohnt seine Komfortzone manchmal zu verlassen und Neues auszuprobieren.
- Für schüchterne Kinder kann es angenehmer sein kleinere Kindertageseinrichtungen bei der Wahl der passenden Einrichtung zu bevorzugen, weil große Einrichtungen ruhige Kinder schneller überfordern und überreizen könnten. Jedoch ist das bei der Lage der Betreuungskapazitäten nicht immer frei wählbar. Ob in einer kleinen oder großen Einrichtung – du kannst vorweg bei der pädagogischen Fachkraft ansprechen, wie du dein Kind wahrnimmst und was hilfreiche Rituale und gewohnte Strukturen oder Übergangsobjekte, sein könnten, die dein Kind bei der Eingewöhnung bestärken könnten. Übergangsobjekte sind z.B. Kuscheltiere oder ein Teil, dass nach einer vertrauten Bezugsperson riecht – also Dinge, zu denen das Kind einen starken Bezug hat. Viele Einrichtungen haben vor der eigentlichen Eingewöhnung die Möglichkeit ein paar Mal gemeinsam mit dem Kind zum Schnuppern in die Einrichtung zu kommen. Somit hat dein Kind bereits einen ersten Eindruck der neuen Umgebung gemeinsam mit dir sammeln können, wodurch die Situation in der Einrichtung ein kleines Stückchen weniger fremd wirkt. Zudem ist es wirklich hilfreich eher zu viel als zu wenig Zeit einplanen, um deinem zurückhaltenden Kind die Unterstützung und Zeit zu geben, die es benötigt und den Druck rauszunehmen.
Eingewöhnung abseits der Theorie
Falls du bis hier hin gelesen hast, hast du bereits alles Theoretische zur Eingewöhnung in die KITA erfahren. An der Stelle möchte ich dir noch ein paar Gedanken abseits der Theorie mitgeben, die zur Eingewöhnung hilfreich sein könnten.
Ja, die Betreuungsplätze sind rar – aber, wie bei allen Bereichen, in denen viele Menschen mit Menschen zusammenarbeiten ist es das A und O, dass die Chemie passt. Am besten findest du das heraus, wenn du dein Kind von Anfang an mit einbeziehst und siehst wie es und auch die pädagogischen Fachkräfte vor Ort reagieren und wie ihr euch dabei fühlt. Denn dein Gefühl, deine Haltung gegenüber der Einrichtung überträgt sich auch auf dein Kind. Darum solltest du darauf achten, auch bei der Trennung deinem Kind das Gefühl zu vermitteln, dass du als seine wesentliche Bezugsperson der pädagogischen Fachkraft vertraust. Wenn dein Kind siehst, dass du ihr vertraust, überträgt sich dieses Vertrauen auf dein Kind und macht den kurzen aber liebevollen Abschied leichter, als ihn in die Länge zu ziehen. Zum Thema Abschied in der KITA wird in Kürze ein separater Beitrag erscheinen.
Ein konstanter, vorhersehbarer und unaufregender Tagesablauf kann deinem Kind in der Eingewöhnungsphase helfen, den herausfordernden Übergang in die neue Lebensphase zu bewältigen. Empfehlenswert ist es immer sich und dem Kind lieber zu viel als zu wenig Zeit einzuplanen, um einen Puffer für mehr Entspannung in dieser aufregenden und sensiblen Zeit zu haben. Weil eine Trennung des Kindes von seinen Eltern eine Belastung für das Kind bedeutet und die Fremdbetreuung in der KITA eine erhebliche Umstellung des Lebens ist, sollten weitere große Stressoren in der Zeit so gut es geht vermieden werden – dazu gehören sowohl der zeitliche Druck bei der Eingewöhnung, als auch äußere Faktoren, wie ein Wohnortswechsel, Trennung der Eltern oder auch ein Urlaub inmitten der Eingewöhnungszeit. Eine längere Unterbrechung des Beziehungsaufbaus zwischen dem Kind und der pädagogischen Fachkraft, aber auch des Bezugsaufbaus zur neuen Umgebung und Peer, würde die sensible Eingewöhnungsphase erschweren.
Während der Eingewöhnungszeit wird die Aufenthaltsdauer deines Kindes schrittweise verlängert. Entsprechend wird auch nicht von Anfang an in der KITA geschlafen, sondern zu in den ersten Tagen werden die Kinder in den meisten Einrichtungen halbtags abgeholt. Hat sich dein Kind an die neue Situation gewöhnt und ist es sicher in der neuen Umgebung angekommen, kann sich in der Einrichtung ein geborgenes Schlafritual etablieren.
Es ist sinnvoll, dass die Eingewöhnung von einer konstanten Bezugsperson begleitet wird, statt heute von Mama, morgen von Papa und nächste Woche von Oma oder Opa. Die Bezugspersonen dürfen zwar wechseln, sollten jedoch in einem sehr überschaubaren Rahmen liegen und ich persönlich empfehle den Wechsel zu vermeiden, damit das Kind in der neuen Phase, die schließlich sein gesamtes Leben durcheinanderbringt, mehr Sicherheit, Vorhersehbarkeit und Verlässlichkeit erfährt.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist es, dein Kind pünktlich zu den festen Eingewöhnungsterminen zu bringen. Pünktlichkeit unterstützt die organisatorische Planung der KITA. Zum Einen werden zum Beginn des neuen Betreuungsjahres im Sommer mehrere Kinder nacheinander eingewöhnt, die alle die gleiche Zeit und Aufmerksamkeit brauchen, wie dein Kind. Zum Anderen unterstützt die Pünktlichkeit den restlichen Tagesablauf der Kindergartengruppe mit all seinen Routinen, wie dem Morgenkreis, Mittagessen oder ggf. auch der Planbarkeit von Angeboten. Kinder können sich besser durch Routinen in den Alltag einfinden und ihn durch die Regelmäßigkeit miterleben. Also hilft Pünktlichkeit nicht nur der Einrichtung bei der Organisation, sondern hat auch für dein Kind einen weiteren Mehrwert.
Wenn sich dein Kind ohne dich in der Einrichtung aufhält, zeige anschließend dein Interesse an seinem erlebten Tag, ohne es jedoch durch ein übermäßiges Durchlöchern mit Fragen zu verunsichern.
Und der allerwichtigste Tipp: Du kennst dein Kind am allerbesten. Nutze diese Tipps zur Inspiration und nicht als Anleitung und mache daraus das, was zu euch am besten passt.
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